Was ist der Geist? Diese Frage lässt sich eigentlich einfach beantworten, oder?
Er, der Geist, steckt in unserem Kopf, heißt Gehirn und ist für viele Prozesse zuständig. Die gesamte Steuerung der automatischen Prozesse des Körpers laufen dort zusammen, werden hier reguliert. Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Denn mit diesem Organ können wir denken, wir können bewerten, beurteilen, verurteilen.
Und lieben? Wobei die Liebe ja nicht aus dem Kopf kommen soll, sondern aus dem Herzen. Ist mit der üblichen Bezeichnung Liebe evtl. auch eine Abhängigkeit gemeint, die aus dem Verstand heraus kommt, aber nichts mit der Herzensliebe zu tun hat? Gibt es einen Unterschied in der Liebe?
Die Liebe, die aus dem Verstand, aus dem Geist kommt, hängt von einer Bedürftigkeit ab, sie sucht nach dem, was uns Vollkommener macht, das Gefühl, vereint zu sein. Aber ist diese Einheit überhaupt notwendig oder ist die Suche danach ein Konstrukt des Verstandes? Denn hier findet ja die Bewertung statt, ob der, der uns lieben soll, der Richtige ist. Wenn wir uns aber auf den Spruch: „Liebe kommt aus dem Herzen“ verlassen, dann muss es etwas anderes sein, was Liebe ist. Aus meiner Sicht ist die wahre Liebe, die aus dem Herzen kommt, frei von Bewertungen. Wenn sie das ist, dann gibt es kein Versagen in der Liebe, sie ist immer da. Es gibt kein Ende dieser Liebe, aber auch kein Anfang. Wir können sie fühlen, mit dem Herzen. Aber nicht mit dem Verstand. Denn der Verstand bewertet, bewertet das Verhalten unseres Partners, macht aus gut ein böse und aus einem neutral ein gut. Und aus einem böse ein gut. Diese Bewertungen führen aber dazu, das Liebe schmerzen, uns verletzten kann. Das Buch von Chuck Spezzano „Wenn es weh tut, ist es keine Liebe“ drückt sehr deutlich aus, was diese Liebe dann sein muss. Eine Liebe des Herzens, frei von jeder Bewertung. Und wenn es das ist, frei von jeder Bewertung, dann ist es egal, welchen Menschen wir lieben. Es ist eine Verbundenheit mit dem Herzen, der Energie, die in uns ist.
Aus kosmischer, spiritueller oder christlicher Sicht – es spielt keine Rolle, wie wir es betrachten. Diese universelle Energie, die mit allem verbunden ist, kennt keine Grenzen. Sie kann nicht verloren gehen, hat auch keine Polarität und kennt daher nicht Gut oder Böse. Sie IST einfach! Erst wenn wir diese Liebe als das erkennen, was sie ist – LIEBE – können wir unser Herz hören. Und anwenden auf Alles, was diese universelle Energie in sich trägt.
Dazu ist aber der Geist nicht in der Lage. Er braucht die Bewertung und Beurteilung über sich und andere. Viele Menschen definieren sich über das, was sie haben und besitzen oder haben oder besitzen wollen. Diese Beurteilung wird unter anderem durch die tagtägliche Konsumwerbung und durch die Manipulierung der Menschen durch die Medien im Allgemeinen hervorgerufen. Hier wird nur eines bedient – der Verstand – oder vielleicht auch besser gesagt – das EGO. Früher diente der Verstand dazu, Probleme zu lösen, das tägliche Dasein zu sichern. Heute verursacht er immer mehr psychische Krankheiten, die aus der Disharmonie mit den Wunschvorstellungen und dem tatsächlichen Leben hervorgehen.
Die Basis unseres Überlebens ist aber vorhanden, kein Säbelzahntiger greift uns an, das Rad ist erfunden, das Haus steht, die Heizung ist an. Durch dieses Haben oder Besser sein Wollen als die Anderen, setzen wir jedoch unsere Spezies aufs Spiel. Dieses Denken dient nicht mehr dem Überleben. Wenn wir aber unseren Geist oder unsere Geisteshaltung nicht ändern, dann haben wir keine Zukunft. Wir müssen auf unser Herz hören, denn das Herz ist Ausdruck der universellen Energie, in der es kein gut oder böse gibt.